Weltcup Luzern

von Klaus Schönhoff
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Ruder-Weltcups in Luzern und in Poznan

 

Hindernislauf in der Olympiavorbereitung

Beim Weltcup auf dem Rotsee in Luzern am letzten Maiwochenende belegten Marie und ich nur einen enttäuschenden 11. Platz.

Warum???

Genau wissen wir das nicht, aber wahrscheinlich waren es mehrere Kleinigkeiten, die nicht gestimmt haben (rudertechnisch waren wir zu unökonomisch; Marie war im Vorfeld etwas krank; durch den Saisonaufbau im deutschen Ruderverband war Luzern schon der 5. Saisonhöhepunkt in kurzer Zeit und uns fehlte in den letzten Wochen mal eine längere, richtige Trainingsphase), sodass wir in dem engen Feld einfach schnell nach hinten durchgereicht wurden.

Auf Grund dieses Ergebnisses wurde sofort überlegt, unseren Zweier auseinander zu nehmen und stattdessen die Ersatzfrau ins Boot zu setzen. Alle Kombinationen wurden intensiv getestet. Letztendlich entschieden sich die Bundestrainer dafür, dass Marie und ich zunächst weiter zusammen fahren dürfen. Erst wenn wir in Poznan erneut nicht überzeugen, wird der Zweier noch mal aufgemacht.

Wahrscheinlich spielte Maries Meinung eine wichtige Rolle für die Entscheidung der Trainer. Denn Marie betonte noch mal, dass Luzern unser erstes enttäuschendes Ergebnis nach fast zwei Jahren konstant guter Leistungen war und dass sie davon überzeugt ist, mit mir schneller zu sein als mit Anja Noske (der Ersatzfrau). 

Wir nutzten die kurze Zeit zwischen den Weltcups in Luzern und in Poznan mit sehr intensivem Zweier-training.

Mit der eingebauten Messboottechnik in unserem Zweier wurden die technischen Defizite noch mal ganz objektiv sichtbar und wir arbeiteten und feilten an unserer Technik. Für den Kopf war diese Zeit sehr anstrengend, zum einen durch die große Enttäuschung über das Ergebnis in Luzern und zum anderen durch den Druck (der von außen kam und den wir uns selbst machten) schneller werden zu müssen.

Doch am Montag (13.06.) zwei Tage vor unserer Abreise nach Poznan blieb Marie im Kraftraum mit ihrem Fuß irgendwo hängen, stolperte, fing sich mit den Armen ab...angebrochenes Radiusköpfchen (Speiche) war das Ergebnis. Eine Woche kein Rudern bevor sie dann wieder (anfangs etwas vorsichtiger) ins Ruderboot steigen kann. So etwas konnten wir JETZT eigentlich gar NICHT gebrauchen!!! Aber ändern kann man daran auch nichts! 

Unsere Ersatzfrau Anja Noske war zu diesem Zeitpunkt jedoch auch nicht einsatzfähig (Ermüdungsbruch in der Rippe hinten, schon am Abheilen, aber ein Wettkampf wäre da zu riskant.)

Somit stand ich ganz ALLEINE da… Zum Glück konnte ich kurzfristig noch im Einer nachgemeldet werden. Die Weltcup-Rennen in Posen sollten meine ersten internationalen Rennen im Einer darstellen… dementsprechend groß waren deshalb die Aufregung und die Vorfreude auf diese spannende Aufgabe bei meinem Trainer Herti und mir. Allerdings war das Finale der Deutschen Kleinbootmeisterschaften vor acht Wochen meine letzte Regatta im Einer. Danach hatte ich den größten Teil meines Trainings im Doppelzweier verbracht.

Nur ein bis zweimal die Woche war ich deshalb im Einer draußen, und dann auch nur locker, an Strecken mit sehr hohen Frequenzen war ich deshalb überhaupt nicht mehr gewöhnt! Über Platz zwei und drei im Vorlauf und im Halbfinale erkämpfte ich mir in dem 20-Boote Feld einen Startplatz im A-Finale, wo ich mir den fünften Platz sichern konnte. Platz vier und sechs aus diesem Finale gewannen Silber und Bronze bei der Europameisterschaft in Brandenburg, während die drei Medaillengewinnerinnen in einem hochklassigen Rennen eine Klasse für sich waren. Nach der extrem kurzen Vorbereitungszeit war ich deshalb zufrieden mit meinem Ergebnis.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Berlin für einen Tag, ging es dann direkt ins Trainingslager nach Weißensee in Österreich. Dort wird dann Marie hoffentlich wieder mit ins Boot steigen können, wahrscheinlich müssen wir in den ersten Tagen mit dem Training noch etwas vorsichtiger sein wegen ihres Unterarms. Eine Aussage bzgl. Rio haben wir noch nicht, aber ich vermute (und hoffe), dass jetzt der Zweier mit Marie und mir bestehen bleibt und wir uns jetzt in den beiden Trainingslagern voll auf die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro konzentrieren können.

                                                                                                                                                                              Fini Sturm