Fini und Marie besiegen den Sturm auf dem Beetzsee

Seit Fini 2015 bei der EM im polnischen Poznan erfuhr, dass 2016 die EM auf dem Brandenburger Beetzsee ausgetragen wird, war es ihr großer Traum, bei diesen kontinentalen Titelkämpfen rudern zu dürfen. Und dieser realisierte sich, nachdem Fini bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften auf dem Fühlinger See in Köln den zweiten Platz hinter ihrer Zweierpartnerin Marie-Louise Dräger aus Rostock belegte, sowie in zahlreichen Ausscheidungsrennen ganz vorne mitfuhr. Die Vorfreude auf die EM war groß!

Das Erreichen des A-Finals bei der EM war das Ziel des deutschen Duos, doch nach ihrem Vize-EM-Titel des letzten Jahres waren die Erwartungen eigentlich noch höher.
Da es ihr erster gemeinsamer Wettkampf nach der WM im vergangenen Sommer war, wusste das Boot von Trainer „Herti“ noch nicht genau, wo es steht. Doch es war zu erwarten, dass die anderen Nationen sich deutlich weiterentwickelt hatten in dieser olympischen Saison und außerdem in ihren Vorbereitungen ein Stück weiter waren als Fini und Marie, die 3 Wochen vor der EM, noch im Einer gegeneinander gefahren waren, im Gegensatz zu den meisten anderen Nationen. Insofern war diese EM als erste Standortbestimmung in der olympischen Saison von besonderer Bedeutung.
Die kurze Zweiervorbereitung machte sich im Vorlauf bemerkbar. Den beiden Deutschen fehlte die nötige Aggressivität, um mit den Booten aus den Niederlanden und Irland mitzuhalten zu können. Der ungefährdete Rang 3 vor der Ukraine reichte jedoch, um direkt ins Halbfinale zu rudern. Dort lief es für die beiden deutschen Leichtgewichtsruderinnen dann deutlich besser, für ihre eigenen Erwartungen jedoch noch immer nicht ganz zufriedenstellend. Wieder konnten Fini und Marie ihr Leistungspotential nicht voll ausschöpfen, die Niederlande gewannen wieder und die Schweiz verwies die beiden Deutschen auf den letzten Metern auf den dritten Platz und damit auf eine unbeliebte äußere Startbahn im Finale. Aber der Finaleinzug war geschafft, die erste Hürde überwunden und die Freude darüber groß. Die Favoriten aus Großbritannien (Europameister und Vizeweltmeister 2015) schieden beispielsweise im anderen Halbfinale aus. Das zeigte noch mal, wie eng das Feld im leichten Doppelzweier in der olympischen Saison ist.
Extrem starker Südostwind und hohe Wellen erschwerten allen Booten das Rudern am sonntäglichen Finaltag. Durch ihre beiden 3. Plätze war das deutsche Boot nicht mehr in der Favoritenrolle. Trotzdem erhofften sich Fini und Marie eine Leistungssteigerung im Finale um bei der Medaillenvergabe ein Wörtchen mitreden zu können.
Vom Start weg war das deutsche Duo mit an der Spitze des Feldes, zusammen mit den Niederländerinnen und den Polinnen. Wellen, „Krebse“ und heftige Windböen, brachten alle Boote immer wieder aus dem Konzept und forderten immer wieder ein neues Zusammenfinden im Boot. Dieses Führungstrio kam mit diesen extremen Bedingungen offensichtlich am besten zurecht und konnte eine große Lücke zu den restlichen drei Booten erarbeiten. Unter lautstarkem Jubel der zahlreichen Deutschen und Brandenburger Fans gelang es dem deutschen Duo, sich 300 Meter vor dem Ziel sogar eine halbe Bootslänge vor die Niederlande zu schieben. Es entwickelte sich ein spannender Zweikampf um Gold, den die Niederländerinnen in einem starken Finish für sich entschieden.
Doch auch der zweite Platz ließ das deutsche Duo jubeln. Es war für Fini ein gigantisches Erlebnis, auf dem heimischen Beetzsee am Siegersteg anlegen zu dürfen und die zahlreichen Glückwünsche der Familie, des Vereins und der vielen Brandenburger vor Ort zu genießen.
Mit dem zweiten Platz ist der Zweier dem Ziel Olympische Spiele in Rio de Janeiro noch ein Stückchen näher gekommen, die nächste Station ist nun der Weltcup auf dem Rotsee in Luzern am letzten Maiwochenende, wo dann auch die starken Überseenationen am Start sein werden.
        

Niko Sturm